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Transistorempfänger E-606

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Warnnetz HF-TR/E-606

HF-TR/E-606

Anfangs der 50er Jahre verfügte das Eidgenössische Militärdepartement den Aufbau eines landesweiten Warndienstes. Sowohl die Bevölkerung, als auch militärische und zivile Stellen sollten damit im Falle drohender Gefahren aus Luft-Lage, Wasser (Überflutungen) sowie Kampfstoffen gewarnt werden. Dazu wurde das gesamte Gebiet der Schweiz organisatorisch in 23 Warnsektoren eingeteilt. In jedem Sektor wurde ein autonomes Warnnetz mit je einer zugehörigen Warnsendestelle aufgebaut. Der Warndienst wertete die Luftlagemeldungen des Fliegerbeobachtungs- und Meldedienstes sowie die Gefahrenmeldungen der territorialdienstlichen Organisationen aus - und gab sie in Form von Orientierung/Alarm an die direkt betroffenen Sektoren weiter.
Einsatz bei der Truppe
1966 - 2004
Einsatzstufe(n)alle Stufen
Einsatzzweck(e)
Warndienst
 
Hauptbetriebsart
Sprechfunk
 
NetzbildungSternnetze
Beschaffung
1965 - 1972
1700
Empfänger E-606 (Armee, Warndienst), Etatpreis Fr. 810.-
 
1965 - 1972
7975
Empfänger E-606 (Zivilschutz, Einsatz in Luftschutzkellern)
 
ZuteilungAlle Truppengattungen
Nachfolgegerät(e)nur FF Trp: S-510/E-646
Liquidation
2005
 
Einsatz ausserhalb der ArmeeZivilschutz

Bereits in den 60er Jahren besass die Schweiz ein vorzüglich ausgebautes Telefonnetz. Dieses wurde gleichzeitig auch für die Versorgung der damals rund 400 000 Abonnenten des Telefonrundspruchs genutzt. Angeboten wurden sechs Programme, darunter diejenigen der drei Landessender. Die Übertragung des TR-Rundspruches ab den regionalen Telefon-Zentralen erfolgte weitgehend im Hochfrequenzbereich (HF-TR). Dieses flächendeckende, drahtgebundene Netz bot sich für die Emission von Warnmeldungen an Armee und Zivilbevölkerung an: Die Meldungen wurden von der jeweiligen Warnsendestelle über Drahtnetz per Telefon und über HF-Telefonrundspruch abgesetzt. Dazu waren bestimmte Leitungen durch die TT-Verwaltung so vorbereitet, dass das reguläre HF-Telefonrundspruch-Programm (Kanal III, 241 kHz) - für die Dauer der Meldungsdurchsage - getrennt und auf das Mikrofon der Warnsendestelle geschaltet werden konnte. Damit war jeder Abonnent des Schweizerischen Telefonrundspruches in der Lage, die Meldungen des Warndienstes empfangen. Parallel dazu waren auch wichtige Stellen von Regierung, Armee und Zivilschutz an das Warnnetz angeschlossen.

Voraussetzung für den Betrieb des HF-TR-Warnnetzes war selbstverständlich das Vorhandensein einer genügenden Anzahl spezialisierter Empfangsgeräte - auch für Armee und Zivilschutz. Diese mussten HF-Telefonrundspruch-tauglich sein und ausserdem den Empfang der Landessender-Programme im MW-, KW- und UKW-Bereich ermöglichen. Auch war zuverlässiger Empfang sowohl "im Feld", als auch in geschützten Standorten (u.a. Zivilschutzräumen) gefordert. Unter der Bezeichnung E-606 entwickelte und baute die Firma Velectra SA ein flexibel einsetzbares Gerät - mit den äusseren Merkmalen eines "portablen Rundfunk-Empfängers". Der E-606 gehörte zu einer frühen Generation von Transistor-Radios in konventioneller Schaltung; sein modularer Aufbau, bestehend aus fünf Baueinheiten trug zu einer bemerkenswert guten Servicefreundlichkeit bei. Die Frequenzbereiche sowie die jeweils zuzuschaltenden Empfangsantennen wurden über ein Tastenaggregat (teilweise mit Doppelbelegung) gewählt. Eine Besonderheit des Gerätes war der zuschaltbare NF-Verstärkereingang. Bei grossen Manövern konnte für die beübten Stäbe und Truppen damit ein "künstlicher Äther" simuliert werden: Über ein ad hoc gebildetes NF-Rundspruchnetz wurden "realitätsnahe Programme und Lageberichte" gesendet…

Entwicklung bei
Velectra SA, Bienne (Biennophon)
 
Entwicklungsjahr(e)
1964
Hersteller
Velectra SA, Bienne (Biennophon)
 
Produktionsjahr(e)
1965 - 1972
Firmeninterne BezeichnungTransistor-Empfänger E-606
Frequenzbereich(e)
0.16 - 0.35 MHz
Langwellen + HF-TR, Programm III auf Skala markiert
 
0.52 - 1.65 MHz
Mittelwellen, Landessender auf Skala markiert
 
1.55 - 4 MHz
Kurzwellen 1
 
3.9 - 7.4 MHz
Kurzwellen 2
 
87.5 - 104 MHz
UKW, Zivilschutzfrequenz (87.5) auf Skala markiert
 
Frequenzwahl
durchstimmbar
Bereichswahl durch Tastenaggregat
 
Modulationsart(en)
Sprechen, amplitudenmodulierter Träger
 
Sprechen, frequenzmodulierter Träger
 
Röhrenbestückung16 Ge-/Si-Transistoren
Antenne(n)
Rahmenantenne
für MW-Empfang: Innen, auf Geräterückseite
 
Teleskopantenne
für KW-/UKW-Empfang: ausziehbar
 
HF-Telefonrundspruch: TR-Anschlusskabel
 
Option in Luftschutzräumen: (Draht-) Aussenantennen
 
Empfängerprinzip
ZwischenfrequenzAM: 455 kHz, FM: 10.7 MHz
Filtertechnik (ZF)
Spulenfilter
 
EmpfindlichkeitAM (Mod. 30% bei 1 kHz / 50 mW NF): HF-TR ≤ 100 μV, MW = 10 μV
FM: (Hub 22.5 kHz / f 0.8 - 1 kHz): ≤ 5 μV
TrennschärfeAM: bei 40 dB Abfall ∆f ≤ 24 kHz, FM (o. Diskriminator): bei 20 dB Abfall ∆f ≤300 kHz
Mobilität/TransportAn die Armee gelieferten Empfangsanlagen bestanden im Normalfall aus: Transportkiste, Empfänger E-606, Kurzbeschreibung, Netz- und HF-TR-Kabel, Kopfhörer sowie der Wurfantenne (50 m).
SpeisungNetz 110 - 250 V (autom. Anpassung), 2 Trockenbatterien à 4.5 V
Abmessungen (BHT)340 X 250 x 100 mm (E-606)
Gewicht
3.8 kg
ohne Batterien und Zubehör
 

Das Warnnetz wurde - wie auch die weiteren Netze im zivilen und militärischen Bereich - über die nächsten Jahrzehnte kontinuierlich den sich wandelnden Bedürfnissen angepasst. Der rasante Technologiewandel machte dem HF-TR im Laufe der Zeit jedoch massiv zu schaffen. Das aufkommende ISDN tangierte dessen Trägerfrequenzbereich, die Verbreitung des UKW-Rundfunks brachte für den Hörer eine klare Verbesserung der Empfangsqualität. Die Zahl der Abonnenten sank kontinuierlich. Anfangs 1998 wurde der Telefonrundspruch in der Schweiz - nach mehr als 60 Betriebsjahren - abgeschaltet.

Weitere QuellenTransistorempfänger E-606, Kurzbeschreibung und Bed. Anleitung, Velectra SA Bienne, 1966
Dokumentation zu Einführungskurs für den Empfänger E-606. KTA, Jan. 1967
Warnnetz: Dokumentation Uem D
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